Friday, March 31, 2006

Aller Abschied tut weh... oder auch nicht.

Es ist mein letzter Tag im Museum und alles laeuft so, wie ich es nicht erwartete. Da unsere Raeume ueberbucht wurden, wurde mein Buero kurzerhand in einen Proberaum umfunktioniert, so dass ich Maenner in Unterwaesche tanzend und singend in meinem Buero hatte. Also nicht wirklich die Atmosphaere, die man braucht, um zu arbeiten, und daher wurde ich kurzerhand auch aus meinem Buero vertrieben. Macht aber nichts, da es ja sowie so mein letzter Arbeitstag ist. Mal sehen, was da noch auf mich zu kommt.

Wednesday, March 29, 2006

Identitaetstest

Das besondere an der amerikanischen Identitaet ist, dass sie mehr als eine Heimat zulaesst. Man kann sowohl eine amerikanische als auch eine "auslaendische" Identiaet haben, die oft durch einen Bindestrich verbunden ist. So gibt es Asian-Americans, African Americans, Italo-Americans etc.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine deutsche (und somit EU-) Staatsbuergerschaft aufgeben werde, zumal ich ja eventuell dies nicht mehr rueckgaengig machen kann, da ich den Einbuergerungstest eventuell nicht bestehe. Aber wer tut das schon? Versuchen kann es man online mal hier.

Abschied vom Museum

Heute ist mein vorletzter Tag im Museum of Jewish Heritage. Zum 1. April habe ich gekuendigt und hoffe, dass dies die richtige Entscheidung war. Nach zwei Jahren hatte ich das Gefuehl, dass ich hier nicht weiter komme, und da meine Position nach meinem Abschied eliminiert wird, da kein Geld dafuer da ist, ist das wohl ein Zeichen fuer die Zukunft. Ausser mir sagen auch zwei weitere Kollegen Goodbye MJH am Freitag wird dieser Abschied auch "gefeiert". Meine kreative Kollegin Deb, die unter anderem diese, diese, und diese, und natuerlich diese Website erstellt hat, organisiert einen Abschiedtrunk, zu dem sie folgenden Text verfasst hat (nach der Melodie von Dion DiMuccis Abraham, Martin, & John)

Ilana, Emina, & Julian

Has anybody here seen my old friend Ilana?
Can you tell me where she's gone?
She was sassy and funny and wrote MJH’s curriculum,
But I just looked around and she's gone.

Has anybody here seen my old friend Emina?
Can you tell me where she's gone?
She started as an HSAPAnd grew up with the Museum
But I just looked around and she's gone.

Has anybody here seen my old friend Julian?
Can you tell me where he's gone?
His English sometimes caused bloopers
But his vast knowledge could be depend on.
But I just looked around and he's gone.

Didn't you have a laugh with them?
At all those seasonal office parties?
Didn’t you all do karaoke?
And shake your shimmy?
Back then. . . .

Has anybody here seen my old friend Beer?
Can you tell me where it's gone?
I thought I saw it walkin' towards a bar called Sidewalk on Avenue A,
With Ilana, Emina, and Julian.

Willkommen Zuhause

Als ich von Prag nach Dortmund flog (EasyJet sei dank - nur 29 Euro! Warum gab es so etwas nicht als ich noch in Europa lebte?), umgeben von vielen hochgewachsenen, rotgesichtigen und blonden, "echten" Deutschen, deren Pragurlaub wohl die tschechische Version des Ballermanntourismus war, wurde ich als einziger zur Seite geholt und mein Gepaeck bis aus kleinste Detail (inklusive schmutziger Socken) untersucht. Profiling nennt man so etwas in Amerika, aber auf meine Nachfrage, warum ich denn ausgewaehlt wurde, antwortete man mir, dass dies "zufaellig" geschehe. Eine absolute Luege, zumal nach mir eine dicke tuerkische Frau mit Kopftuch zu Seite gebeten wurde. Und da diese nicht so gut deutsch konnte, fragte man mich, ob ich uebersetzen kann!?
Als ich von Duesseldorf nach New York flog, reihte ich mich in die Schlange der US Citizens/US Residents ein, umgeben von Menschen aus aller Welt. Schwarz, weiss, gelb, rot... Chinesen, Russen, Inder, Afrikaner... eben New Yorker. Ich zeigte meine Greencard vor, der Officer entgegnete "welcome home" und das war es.
Es ist eben schoen, wieder zu Hause zu sein.

Saturday, March 25, 2006

Alles beim Alten

Ich bin wieder in Münster und irgendwie ist alles beim Alten. Genauer gesagt bin ich in Raimunds Küche und blogge sozusagen live from Germany. OK, die Wohnung ist eine neue, und Jan und Esther leben jetzt nicht mehr in Münster, wir alle arbeiten jetzt (die drei als Lehrer und ich an allen möglichen anderen Kram in NY), aber da wir mal wieder gemeinsam kochen und es draußen regnet, erscheint alles wie immer. Und das ist auch gut so. Ein schöner letzter Tag, bevor es wieder zurück nach New York geht.
Eine Woche Prag ist auch hinter mir. Prag hat sich so verändert. Es ist das neue Venedig geworden. Eine Kulisse für Touristen, fast ohne Einheimische. Nun gut, es gibt noch echter Prager, aber die sieht man eigentlich nur, wenn man das Stadtzentrum verläßt. Doch es war schön, einige davon wiederzusehen, wenn auch nur kurz, da ich ja arbeiten mußte.
Gestern hatte ich meine erste große Fotoausstellung in Münster. Ich hatte zwar schon vorher kleinere Ausstellungen, aber diesmal war es eine große Soloshow, an der mein Vater hart gearbeitet hat (danke auch an dieser Stelle) und der Erfolg war gestern ein volles Haus in der Gallerie Goeken und einige verkaufte Bilder. Stimmt also doch, dass wenn man es in New York schafft, dann kann man es auch anderswo schaffen...
Zeit vergeht so schnell und morgen bin ich schon wieder im Big Apple. Mal sehen, ob da auch alles beim Alten ist. Ich muss jetzt beim Kochen helfen. Es gibt Gnocchi und Salad, wie in guten alten Zeiten eben...

Saturday, March 11, 2006

Verspätungen

Ich bin gestern in Deutschland angekommen. Der Flug war turbolent, aber insgesamt gut. Und nach unserer 26stündigen Rückreise von Äthiopien nach New York habe ich auch die Routine, ruhig während des Flugs zu schlafen. Na ja, hätte ich, wenn da nicht Puero Ricanische Mitreisende gewesen wären, die den ganzen Flug mit ihren Geschichten aus Amsterdam unterhielten. In Paris, wo ich umsteigen musste, hatte mein Anschlussflug Verspätung. Meine armen Eltern, dachte ich mir, da die nun um 8 Uhr morgens am Flughafen Düsseldorf stehen würden, und eine halbe Stunde auf mich warten müssten. Als ich also endlich im verschneiten Deutschland ankam (ich verließ NY bei strahlenden Sonnenschein und über 20°C), waren jedoch meine Eltern nicht da, beziehungsweise kamen gerade angerannt. Ein Unfall auf der Autobahn sorgte für eine Stunde Stau. Also ein nahezu perfektes Timing. Von Düsseldorf nach Münster, kurz duschen, umziehen und dann wieder auf die Autobahn Richtung Witten. Dort heirateten Mascha und Joram, die auf unserer Verlobungsfeier zusammen kamen. Die Hochzeit sollte um 14 Uhr stattfinden und ich war besorgt, dass wir zu spät kämen. Als wir endlich im Schloss bei Witten ankamen war es 13 Uhr 45... und waren die ersten. Nach fünf Minuten kamen die Musiker, ebenfalls überrascht, so "früh" zu sein, und dann kurz vor 14 Uhr auch die Standesamt Beamtin, die sich entschuldigte, dass sie so spät sei, und dann ganz erstaunt war, dass weder das Brautpaar noch die Verwandten da waren. Die kamen dann mit fast 30 Minuten Verspätung. Ja, das Vorurteil, dass Deutsche immer pünktlich sind, ist wohl eher ein Mythos (oder liegt es an den ausländischen Wurzeln der Beteiligten?), aber ansonsten verlief alles gut. Gratulation, Mascha und Joram! Wer hätte gedacht, dass unsere Verlobung so ansteckend ist?

Thursday, March 09, 2006


Meine Geburtstagstorte... fuer den JewLion Posted by Picasa

Veraenderungen

Am Montag war mein Geburtstag, doch leider hat das hierzulande so gut wie jeder vergessen. Im Museum werden normalerweise in jedem Department immer vor dem Geburtag eines Department Members Karten rumgereicht, die jeder unterschreibt, eine Eistorte wird gekauft und man muss als Geburtstagskind ueberrascht schauen. Ich war perfekt darauf vorbereitet, aber nichts! Niemand hatte sich an meinen Geburtstag erinnert. Den ganzen Tag wartete ich darauf, dass man mich "ueberraschte" und war beeindruckt von den schauspielerischen Talent meiner Mitarbeiter, jedoch als sich der Feierabend naeherte, wurde mir klar, dass man mich vergessen hatte.
Als Resultat kuendigte ich im Museum. Nein, keine Sorge, es war keine spontane Entscheidung und hatte nichts mit dem vergessenen Geburtstag zu tun, sondern ich war schon lange nicht mehr gluecklich dort. Nach nun zwei Jahre im Museum entschied ich mich, dass es an der Zeit ist, zu gehen. Und da die finanzielle Situation des Museums nicht so prickelnd ist, wird man mich auch nicht ersetzen, sondern mein Buero leer stehen lassen. Ab 1.4. bin ich also nicht mehr da, sondern werde statt dessen mehr fuer Legacy Heritage arbeiten.
Damit ich jedoch nicht ganz ohne Feier auskommen muss, hat Lisa eine Geburtstagsfeier gestern fuer mich organisiert, zu der etwa 14 Leute kamen. Gemuetlich und nett. Lisas Einladung hierzu koennt Ihr hier sehen:
Three days after we watch the big, big movie starsfill or teeny little Toshiba screens... Kevo productions is proud to present: The Julians (AKA a cocktail party in honor of Julian Voloj's 32ndbirthday) / When: Wednesday, March 8, 7pm to 10ish / Where: Our place. Yes, yes, it's a school night, so please come if you can. The good news is we're about 15, 20 minutes from Midtown. We'll have plenty of drinks and nibbles onhand (contributions welcome, natch) and we'd love to see you, too. Pals and partners are, of course, invited, but this will be a civilized, smallish soiree.
Und genau das war's. Danke, Lisa.

Wednesday, March 08, 2006

Weltreise

Am Freitag war ich bei einem Freund von meinem Freund David zu einem Freitagabend Dinner eingeladen. Der Freund von David heisst auch David und auch aus Lissabon, aber hier hoeren auch schon die Gemeinsamkeiten auf. Eigentlich kenne ich David, den Freund von meinen Freund, von einem Freitagabend Dinner im Haus seiner Eltern, zu dem mich und Joram vor Jahren mein Freund David eingeladen hatte. Damals waren Joram und ich vollkommen erstaunt, da wir uns ploetzlich wie bei den Rockefellers zu Gast fuehlten. Jahre spaeter studiert nun dieser David in New York und lud verschiedene Leute zu sich nach Hause ein.
Ich bin ja kleine New Yorker Wohnungen gewohnt, und die meisten meiner Freunde hier leben sehr bescheiden, doch als ich zu ihm kam, wurde ich von einem schniken Gebaeude namens The Churchill ueberrascht, das zugegebenermassen in einer eher langweiligen Gegend von Manhattan gelegen ist, jedoch die “nicht so gute” Lage mit allerlei Pomp ausgleicht. Die Wohnung war auch dementsprechend – der gute Student lebt auf mehr Quadratmetern als einige meine verheirateten, arbeitenden Freunde, und er lebt dazu noch allein. Was kann man schon anders erwarten, von jemanden, der als Student sein eigenes Zimmermaedchen hat, das buegelt und kocht, waehrend er studiert? Aber ich will reichen Leuten ja immer eine Chance einraeumen und versuchte daher, ohne Vorurteile die Party zu geniessen. Doch irendwie kam ich mir wie von einem anderen Planeten vor, und dies Gefuehl intensivierte sich, als ploetzlich ganz ueberraschend alte “Freunde” von mir aus Bruessel auftauchten, die beide nur fuer 48 Stunden in NY waren, auf der Durchreise fuer Geschaeftstermine. Waehrend meiner EUJS Zeit arbeitete ich mit Joelle und Diana, die beide vor meiner Amtszeit als Vorsitzender in EUJS aktiv waren (und natuerlich beide juenger sind als ich). Joelle ist mittlerweile Pressesprecherin im Europaparlament und politische Beraterin, Diana arbeitet fuer das portugiesische Justizministerium. Beeindruckende Karieren. Und was mache ich? Dies und das, und das macht Spass, aber irgendwie fuehlte ich mich “unterlegen”. Kein rationales Gefuehl, lediglich ein emotionales (daher heisst es ja auch “Gefuehl”). Und da Bruessel und die EU Politik so weit weg erscheint, hatten wir uns auch nicht zu sagen. Es ist schon manchmal seltsam, ploetzlich unerwartet in fremde Welten zu steigen, besonders, wenn die fremden Welten mal die eigene Welt waren.
Ich blickte aus dem Fenster dieser schiken East Side Wohnung und sah Queens. Dort, irgendwo hinter dem Pepsi Zeichen wohne ich. Dort, ja, genau dort gehoere ich hin, nicht in diese Welt. Ich beschloss recht frueh nach Hause zu fahren, nur etwa 12 Minuten mit der U-Bahn von hier, und einfach nur ich selbst zu sein. Manchmal sind selbst die kurzen Reisen wie Weltreisen, und es ist immer wieder schoen, nach einer Weltreise zu Hause anzukommen.

Sunday, March 05, 2006

Kolumbianisches Missverstaendnis

Ich war letzte Woche bei unserer Bank hier in Sunnyside und wollte mich beraten lassen. Da es in den USA keine Altersvorsorge gibt und das Studium sehr teuer ist, muss sich schon frueh darueber Gedanken machen, was einmal sein wird, und da New York sehr teuer ist, ist das schon eine groessere Sorge, da man ja nicht viel Geld sparen kann. Als ich also zur Bank kam, begruesste mich eine der Angestellten zunaechst auf Spanisch (was in Sunnyside eine der Hauptsprachen ist), worauf ich auf Spanisch antwortete, dass ich zwar Spanisch spreche, jedoch die Beratung lieber auf Englisch haette, da ich darin besser sein.
Die Details der Beratung erspare ich Euch. Nachdem wir jedoch fertig waren, fragte ich den Angestellten, woher er den kaeme, und die Antwort war Kolumbien. Mein Vater ist auch Kolumbianer, entgegnete ich. Und schon hatte der Bankangestelle ein freudiges Laecheln auf dem Gesicht. Wir unterhielten uns also ein wenig ueber Kolumbien und er fragte mich, ob ich denn in Medellin gewesen waere, seiner Geburtsstadt. "Leider nein. Mein Onkel ist dort erschossen worden und daher will mein Vater nicht, dass ich dorthin fahre. Zu viele schlechte Erinnerungen." - Der Angestellte schaute mich fuer einen Moment stumm an und sagte: "Ich verstehe."
Als ich am Freitag nochmal zu Citibank musste, kam ich gegen 17 Uhr an und stellte fest, dass die Bank bereits um 16.30 schliesst. Enttaeuscht stand ich vor der Panzerglastuer und wollte mich gerade umdrehen, als der Bankangestellte mich sah und mir zuwinkte. Die Glastuer wurde fuer mich aufgeschlossen und ich wurde herein gebeten. Ob ich einen Kaffee moechte? Nein danke, es tut mir leid, dass ich zu spaet bin. "Aber das ist doch kein Problem." Ja, der Kunde ist Koenig und dementsprechend wurde ich auch bedient.
Als ich Lisa davon erzaehlte, wie gut ich als "Landsmann" behandelt wurde, grinste sie nur, liess mich meine Geschichte nochmal erzaehlen und entgegnete dann: "Ich glaube, die denken, dass Deine Familie in der Drogenmafia ist." Ich ueberlegte einen Moment und gab ihr dann recht. Ja, mein Onkel Gustavo wurde erschossen, jedoch nicht, weil er fuer, sondern weil er gegen die Mafia arbeitete. Aber das konnte den Bankangestellten nicht klar sein.
Wie auch immer, das kolumbianische Missverstaendnis erlaubt mir jedoch, wenigstens einmal in New York wie ein Koenig behandelt zu werden, und will das nicht jeder Kunde?