Sunday, February 26, 2006

Was gibt's neues?

In New York ist es bitterkalt. Heute morgen waren es fast -20 Grad Celsius, und in Battery Park, wo unser Museum ist, war es dazu noch so windig. Macht es bei diesen Temperaturen ueberhaupt noch Sinn, vom warmen Aethiopien zu schreiben? Ist ueberhaupt noch jemand an Anekdoten aus Aethipien zu hoeren? Gibt es nichts anderes neues?
Vom Wind von Downtown Manhattan zum Windy City, wie Chicago genannt wird. Dort lebt mittlerweile mein Muensteraner/New Yorker Freund Andras, derseit unserer Hochzeit mit meinen venezolanischen Freunden Perla und Simon, sowie Lisas Freundin Ellerie befreundet ist, die alle ebenfalls in Chicago leben. Wir hatten uns schon fast ein paar Monate nicht mehr gesprochen, und so war es schoen, mit Andras wieder mal zu telefonieren. Eigentlich schien nicht viel neues in seinem Leben vorzugehen. Der Job laeuft gut, auch wenn er viel arbeitet, seine Tocher waechst schnell heran und er hofft, bald mal wieder in New York zu sein. Das Uebliche also. Doch dann sprach heute, zwei Tage nach unserem Telefonat, Lisa mit Ellerie, die wiederum gestern bei Andras und Cora (seiner Frau) zum Essen eingeladen war. Und was erzaehlt Ellerie Lisa? Dass Andras erneut Vater wird und Cora hoch schwanger ist! Ja, nichts neues im Westen, aber zum Glueck haben wir unsere eigenen Spione...

Thursday, February 23, 2006

Bilder aus Aethiopien

Nachdem ich mehrfach gefragt wurde, habe ich nun ein paar Bilder von unserer Reise online gesetzt. Das Bilderbuch koennt Ihr hier finden. Alles in schwarzweiss. Viel Spass damit. Sind jedoch so gut wie keinen "privaten" Bilder dabei. Die findet Ihr dann in der Blog, also am Ball bleiben.

Wednesday, February 22, 2006

Japaner

Woher ich denn kaeme, fragt mich der Mann an der Rezeption des Taitu Hotels. Rate doch mal, sage ich. Er schaut mich schweigend an, der Blick konzentriert. "Ich weiss es," sagt er mit einem zufriedenen Laecheln. "Ach ja?" - "Ja, Japan."
Japan? Zunaechst hielt ich diese Landeswahl fuer das Hirngespinnst eines Aethiopiers, der kaum Kontakt zu Fremden hat, doch dann stellte sich heraus, dass viele Aethiopier mich fuer einen Japaner halten, da ich helle Haut und schwarze Haare habe (und nicht etwa, weil ich immer mit einer Kamera rumlaufe). Sehen nicht alle Weissen gleich aus? Aber sind Japaner nicht gelb?

Von Addis nach Gondar

Als wir von Addis nach Gondar flogen, fiel am Flughafen der Strom aus. Etwa dreissig Minuten sassen wir im Dunklen. Dann ging draussen die Sonne auf und drinnen kehrte der Strom zurueck. Ausser den europaeischen Reisenden schien der temporaere Stromverlust niemanden zu stoeren. Andere Laender, andere Sitten...

Monday, February 20, 2006

Alles ist relativ

Trotz der Kaelte (-15 Grad Celsius) sind wir am Samstag nach Chelsea zu einem Opening von unserem Freund Ryan Humphrey gegangen. Wie es immer so bei Kunstveranstaltungen ist, trifft man immer seltsame Typen. So traf ich einen Amerikaner, der sich als Halbdeutscher-Halbschweizer vorstellte, jedoch eher wie der Dude aus dem "Big Lebowsky" aussah. Das Gespraech (auf Englisch, denn diese Halbmischung sprach kein Deutsch) verlief ungefaehr so:
- Du bist aus Deutschland.
- Ja bin ich.
- Bist du auch Kuenstler?
(Ich zoegere einen Moment und antworte dann:)
- Ich bin Fotograf.
- Die Deutschen dominieren ja die New Yorker Kunstszene. Auf der 19. Strasse, alles Deutsche, sag ich dir. Und weisst du, was das seltsamste ist?
- Nein.
- Dass es Deutsche sind. Deutsche Christen. Und wer kauft Kunst in New York? Juden. Verstehst du. Sehr seltsam.
- Ich glaube, wenn die Kunst gefaellt, dann macht das keinen Unterschied.
- Nein, Kunst ist immer Politik.
- Darueber kann man sich streiten. (Um das Thema zu wechseln, frage ich ihn:) Was fuer Kunst machst du denn?
- Aegyptische Kunst. Verkauft sich aber nicht. Ist alles Politik. Verstehst du. Die Juden, die moegen Aegypten nicht. Alles Politik, Mann. Die denken, dass ist alles Islam, ist jedoch gar nicht. Aber das denken die halt. Ich mein', wenn andere tote Koerper ausstellen koennen, warum kann ich dann nicht Aegypten rekonstruieren. Ich mein', alles ist relativ. Punkrock eben.
Ja, man trifft schon seltsame Menschen auf Kunstveranstaltungen in New York.

Saturday, February 18, 2006

Hast Du das schon gesehen?

Meine Arbeitskollegen/-innen sind ganz begeistert, dass ich zurueck bin. Viele, viele Fragen. Wie war's? Was habt ihr gemacht? Wie war das Essen? Eine Arbeitskollegin war sogar so begeistert, dass sie gleich eine Menge Fragen hatten.
- Habt ihr wilde Tiere gesehen?
- Ein paar.
- Affen?
- Ja.
- Loewen?
- Aus der Ferne.
- Kaengurus?
- Kaengurus?
- Ja, Kaengurus. Die mit dem Beutel.
- Ach so, Kaengurus. (Was soll ich hierauf antworten?) Nein, leider nicht.
- Ja, die sieht man immer seltener.
- Ja, stimmt. Ich habe gehoert, dass auch im Bronx Zoo keine mehr sind.
- Ja, Kaengurus sieht man wirklich nur selten.

Friday, February 17, 2006


Na, wer kann das lesen? Posted by Picasa

Addis Abbeba, die nicht mehr so neue Blume Aethiopiens. Posted by Picasa

Gute aethiopische Handarbeit. Ein Baugeruest aus Holz. Posted by Picasa

Ueberall in Addis sieht man Plakate mit dem beruehmten "Dr. Karl" -- kommt der Euch nicht auch bekannt vor? Posted by Picasa

Altneu Blume

Es ist 6 Uhr 40 und ich bin schon seit einer Stunde wach. Wird wohl etwas laenger dauern, bis ich mein Jetlag ueberwunden haben. Ich blaetter gerade durch mein Reisetagebuch und entdecke, dass mein erster Eintrag zu Addis Abbeba auch um diese Zeit geschrieben wurden:
Auf der Terrasse des Taitu Hotels, benannt nach der Kaiserin, die 1887 die Stadt gruendete und sie "Neue Blume" taufte (warum, kann man sich heute nur schwer vorstellen). Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang. Ruhe. Addis Abbeba ist alles andere als Ruhe. Wie in einem aufgewuehlten Ameisenhaufen sieht man ueberall Menschen scheinbar orientierungslos herumlaufen. Die Atmosphaere erinnert an Kairo mit den vielen Bettlern, Blinden, Behinderten und Strassenkindern. Ein Geruch von billigen Gasoline. Ab und zu (es erscheint schon wie eine Rarietaet) sieht man einen Weissen -- Touristen oder Entwicklungshelfer (manchmal erscheint das dasselbe zu sein). Die Fremden bewegen sich langsamer als die Einheimischen. Eine Beobachtung, die ich anders herum vor Jahren in Mexiko hatte.
Vor allem die vielen Holzgerueste, Baugerueste, die lose aneinandergestellt scheinen, faszinieren. Hier ist eine Baustelle noch "gute Handarbeit". Der Kirchenhof wirkt wie eine Oase des Friedens. Betteln ist hier nicht erlaubt aus Respekt vor Gott. Auch ohne Bettler ist der Hof des Nationalmuseums, aber hier eher aufgrund der schwer bewaffneten Wachen. Lucy, unserer "juengste" Verwandte, wirkt so klein und unscheinbar. Unscheinbar auch ein Mann ohne Beine, der auf seinen Haenden laeuft, Sandalen umgeschnuert. Ein kleines Baby schaut stumm auf aus einer grauen Masse von Bettlern. Strassenkinder spielen mit einem selbstgemachten Damenspiel. Coca Cola Deckel sind "schwarz" und Fanta ist "weiss". In einer Pizzaria gegenueber des "Deutschen Kulturinstituts" meckern zwei Angestellte auf Deutsch lautstark ueber ihre Chefin (jawohl, eine Frau -- welche ein Skandal) im Goethe Institut. Die Pizzaria ist leer, ausser des beiden Nuernbergern nur Lisa und ich im Restaurant, und wer kann denn denken, dass wir Deutsch verstehen. Auf dem Markt versuchen ein paar Taschendiebe uns auszurauben, doch haben keinen Erfolg, da ich das Geld im Guertel trage. Als wir abends im Hotel duschen wollen, ist das Wasser abgestellt.
Addis Abbeba, die Neue Blume, wirkt nach 18 Stunden Flugreise eher wie ein grosser Slum, aus dem man so schnell wie moeglich verschwinden will.

Thursday, February 16, 2006

Wenn einer eine Reise tut...

Aethiopien ist weit, weit weg, vor allem wenn man in New York lebt. Aber manchmal dauert es viel laenger als erwartet, von A nach B zu kommen. Unser Flug von New York nach Washington hatte zwei Stunden Verspaetung und als wir in DC ankamen, landeten wir nicht etwa im normalen Flughafen, sondern in einem Teil der wie eine provisorische Baustelle aussah. Keine Informationen, keine Schilder, gar nichts. Und dazu war es noch windig und kalt. Und als wir nach Bus- und Bahnfahrt am Schalter von Ethiopian Airlines ankamen, stellten wir fest, dass wir unsere Gepaeckquittung (der kleine Zettel, den man auf die Rueckseite unseres Boarding Passes klebt) verloren hatten. Also wieder zurueck zu United Airlines und nach einer neuen Quittung fragen. Alles nicht so einfach.
Im Flugzeug waren wir dann zwei von insgesamt sechs Weissen. Die meisten Passagiere waren Aethiopier mit amerikanischen Pass. Fuer welche Organisation man denn arbeite, wurden wir gefragt. Was? Urlaub? Warum denn das? Ja, selbst die Einheimischen konnten es gar nicht fassen, dass jemand freiweillig nach Aethiopien reist. So viel zum Lokalpatriotismus. Godar, Axum, Lalibla... Die meisten US-Aethiopier waren noch nie in ihren eigenen historischen Staetten, aber was will ich meckern, die meisten Amerikaner sind auch immer enttaeuscht, dass ich noch nie in Neuschwanstein war.

Wednesday, February 15, 2006

Zeit

Ich bin momentan absolut gejetlagged. Gestern wachte ich um vier Uhr morgens auf, heute bin ich um 6 Uhr wach geworden (und wenn das so weiter geht, dann bin ich morgen in meinem normalen Arbeitsrhythmus).
Eine andere Zeitumstellung hat fuer Verwirrung gesorgt. Warum ist in Aethiopien (ja, genau, da waren wir) das Jahr 1998 und nicht 2006? Also, das war so: 1582 entschied sich die "christliche Welt" den julianischen Kalendar zugunsten des gregorianischen aufzugeben. Aethiopien tat das nicht. Und auch sonst haben die Aethiopier ihren eigenen Kopf. Der aethiopische Kalendar hat 13 Monate - daher auch "13 Monate Sonnenschein" wie ein Slogan von den Tourismusbuero lautet - wobei 12 Monate jeweils 30 Tage haben und der 13. Monat lediglich 5 Tage (6 in Schaltjahren). Das aethiopische Neujahr ist - wie das juedische - im Herbst, und zwar am 11. September unserer Zeit.
Zeit ist also immer etwas relatives und alles noch komplizierter zu machen - nein, ich meckere jetzt nicht ueber larmarschige Kellner oder Bankangestellte - ist der aethiopische Tag in zwei Zyklen a 12 Stunden eingeteilt, wobei der Tagzyklus von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends geht, und der Nachtzyklus von 18 Uhr bis 6 Uhr. 16 Uhr "westlicher" Zeit ist also 10 Uhr aethiopischer Zeit. Redet man jedoch mit Einheimischen ist es nicht immer klar, ob sie nach "meiner" oder "ihrer" Zeit reden (was zu einigen Verwirrungen mit Taxifahrer gefuehrt hat, die uns zum Flughafen bringen sollten, aber das ist eine andere Geschichte).
Und damit noch nicht genug, wenn man die Zeit angibt, dann wird immer aufgerundet (in Fuenferschritten). Ist es also 12 Uhr 1 und man wird nach der Zeit gefragt, dann sagt man nicht etwa 12 Uhr, sondern 12 Uhr 5.
Zeit ist also relativ und fuer all diejenigen, die kein super Silvester in das neuen Millennium hatten, es gibt immer noch eine zweite Chance: September 2008 in Aethiopien, wenn man dort ins Jahr 2000 feiert!

Tuesday, February 14, 2006

Back in Town

Hallo allerseits. Wollte mich nur kurz zurueck melden. Von der aethiopischen Hitze in den New Yorker Schnee! Und in drei Stunden muss ich zur Arbeit :(
Geschichten von unserem Urlaub gibt es demnaechst an anderer Stelle. Hoffe, Ihr habt uns gut vermisst.