Tuesday, August 30, 2005

Greencard

Nur in aller Kuerze: Die Greencard ist da, und sie ist nicht gruen, und heisst auch gar nicht Greencard, sondern Permanent Resident Card. Na ja, wie auch immer. Die Karte ist da. Wollte das nur kurz mitteilen!

Friday, August 26, 2005

Veraenderung

Als Lisa gestern nach Hause kam, sah sie so viel juenger aus. Sie sah sogar juenger aus als in der Zeit, als ich sie kennenlernte. Das Geheimnis dieses Verjuengerungsprozesses: Sie war beim Friseur und hat jetzt halblanges Jahr. Ich muss eingestehen, dass ich normalerweise typisch maennlich lange Haare schoener finde, jedoch in Lisas Fall sieht sie wirklich besser mit kurzem Haar aus. Wieder einmal eine der vielen kleinen Ueberraschungen, die ich an ihr bewundere. Man weiss nie, was als naechstes kommt.

Friedensprozess

Vor knapp zehn Jahren veroeffentlichte ich mein erstes Buch. Ein zweisprachige Ausgabe von Katzenelsons Dos Lid funm ojsgehargetn jidischn Folk, mit lateinischer Transkription des hebraeisch geschriebenen Jiddisch. Das ganze wurde vom AStA der Uni Muenster gedruckt und zum 9. November von meinem Freund Robert Scherf gelesen. Die Auflage des Buches war relativ gering. Etwa 150 Exemplare. Und trotz der geringen Auflage findet sich dieses Buch u.a. in der Library of Congress, dem YIVO Institut und anderen wichtigen Bibliotheken.
Ich weiss nicht genau, wieviele dieser Buecher verkauft wurden, hatte jedoch etwa 25 Exemplare, die ich an Freunde, Verwandte und Bekannte verschenkte. Als ich in New York ankam, hatte ich noch 4 Exemplare, die ich dem Museumshop des Museum of Jewish Heritage zur Verfuegung stellte, und erstaunlicherweise verkauften sich diese Buecher hier weitaus besser als erwartet, auch wenn sie deutsch waren. In weniger als drei Wochen waren alle Exemplare verkauft.
Da ich mir sicher war, dass der AStA noch ein paar Buecher in seinem Archiv hatte, fragte ich meinen Vater, der naechste Woche nach New York kommt, doch mal nachzufragen. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen der telefonischen Kontaktaufnahme, machte er sich selbst auf den Weg zum AStA. In der Druckerei fand er einen Studenten, der sich mit ihm auf die Suche machte. Die beiden kamen ins Gespraech. Woher mein Vater denn kaeme? Kolumbien. Und der Student? Palaestinenser. Was er denn als Palaestinenser von dem Abzug der Israelis aus Gaza halte? Frieden gebe es erst, wenn der Messias der Juden kaeme, antwortete er sarkastisch. Man redete ueber den Nahen Osten und seine Haltung war so, wie man sie von arabischen Studenten in Deutschland kennt.
Endlich fand man eine Box mit hebraeisch bedruckten Buechern. "Ja, das sind die Buecher von meinem Sohn." - "Aber das ist ja Hebraeisch!" - "Nein, das ist Jiddisch." Antwortete mein Vater. "Ist ihr Sohn Israeli?" - "Nein, Jude." - "Und Sie?" - "Ich auch." Der palaestinensische Student schluckte und aergerte sich vielleicht ueber seine vorherigen Worte. Ja, mein Vater war der erste Jude, den er kennengelernt habe. Zum Abschied sagte er "litra ot" (Hebraeisch fuer "auf Wiedersehen") und "Schalom" und mein Vater erwiderte "Aleikum salaam". Ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Friedensprozess.

Thursday, August 25, 2005

VIP

New York ist ein Anzugspunkt fuer Promintente aller Art: Schauspieler, Musiker, Kuenstler etc. Kurz: VIPs (Very Important Persons). Und fuer all diejenigen, die (noch) nicht prominent sind, ist die "Sichtung" von Prominenten ein Grund zur Freude, die einem das Gefuehl gibt, dazu zu gehoeren. Wozu? Dass weiss ich nicht so genau, aber das ist auch egal.
Viele unserer Freunde haben interessante Annekdoten, wo und wann sie wen getroffen haben, doch irgendwie passiert mir soetwas nie, was vielleicht daran liegt, dass ich diese VIPs einfach nicht erkenne.
So war es auch am Montag in einem billigen, aber genial leckeren Thairestaurant in Woodside, Queens. Am Nachbartisch war MCA, eine Beastie Boy, mit seiner Frau, Tochter und Eltern.
Nein, keine Sorge, jetzt kommt keine langweilige Promintentengeschichte, sondern eher eine New Yorker Beobachtung: In New York interessiert es nicht, wer Du bist. Niemand fragte MCA nach einem Autogramm oder stoerte das Familienabendessen. Man schaut hin, weiss wer es ist, und damit basta. In LA oder andernorts, wo Personenkult zur Kultur gehoert, geht ein VIP nicht in ein $8 Dinner Restaurant in einer Arbeitergegend, doch in NY, im tiefsten Queens, kann man die Idole seiner Kindheitstage treffen, und am Ende ist einem das voellig egal.

Tuesday, August 23, 2005

Anne und Mike haben geheiratet

Anne und Mike haben geheiratet. Das ganze war schon lange im Internet angekuendigt, und nun geschah es endlich in den Hamptons. Und da Lisa die Maid of Honor war, verbrachten wir gleich ein ganzes Wochenende dort.
Fuer alle diejenigen, die nicht genau wissen, was die Hamptons sind, man kann diese Gegend von Long Island mit Sylt vergleichen. Es ist eine Spielwiese der Reichen, und man gibt allen anderen gerne nochmal das Gefuehl, dass sie nicht dazu gehoeren. Und da wir eigentlich nicht dazu gehoeren, wurden die wartenden Hochzeitsgaeste vom Hotelpersonal mit folgenden Worten begruesst: “Das Betreten des Privatstrandes sowie der Duenen ist strengstens verboten. Der Pool und alle anderen Einrichtungen des Hotels sind nur Klubmitgliedern zugaenglich. Willkommen im Atlantica, die Hochzeitszeremonie beginnt nun. Bitte folgen Sie mir hierher.”
Wie Pablo, der Freund der anderen Brautjungfer Ellerie, feststellte, war dies eine echt amerikanische Hochzeit wie man sie aus dem Fernsehen kennt, und dazu kam noch die perfekte Hintergrund mit Strandkulisse samt Duenen. Aber wie gesagt: Betreten verboten.
Als Maid of Honor musste Lisa auch eine Rede halten, was die letzten Wochen fuer Gespraechstoff gesorgt hatte. Was kann man sagen? Was soll man sagen? Die beiden lernten sich ueber Annes damaligen Freund kennen, doch den sollte man besser nicht erwaehnen, da Mike da sensibel ist. Und das lustigste Erlebnis? Nicht ganz jugendfrei und daher auch nicht fuer die Rede geeignet. Doch Lisa fand ihre Rede in Camping Metaphern und hatte damit vollen Erfolg.
Ansonsten gab es nicht viele Hoehepunkte, ausser der Outlet Mall um die Ecke, zu der man mit dem Auto fahren musste, da sich unser Hotel an einer Schnellstrasse ohne Buergersteige befand. Und trotzdem, es war ein schoenen, erholsames Wochenende. Schade nur, dass es schon wieder vorbei ist.

Anne und Mike bei ihrem ersten Tanz als Brautpaar Posted by Picasa

Laura, Lisa, Lauren und Anne. Ist es nicht seltsam, dass die Braut nur Freundinnen hat, die mit einem L anfangen? Posted by Picasa

Wir bemuehten uns, dem Brautpaar nicht die Schau zu stehlen... Posted by Picasa

Ready to Party Posted by Picasa

Alle Lacher auf ihrer Seite - Lisa bei Ihrer Rede als "Maid of Honor" Posted by Picasa

Monday, August 15, 2005

Baseball

Auch meinem Weg zum besseren Verstaendnis Amerikas habe ich einen neuen Level erreicht. Ich sah am Freitag mein erstes Baseballspiel "live". Nein, nicht die New York Yankees, die jeder kennt und die so verhasst sind, wie die Muenchener Bayern, nein, auch nicht die Mets in Queens, sondern wir sahen die Brooklyn Cyclones. Wenn schon, denn schon. Die Cyclones spielen in Coney Island, und da Freitags in Coney Feuerwerk auf dem Programm steht, konnte man die beruehmten zwei Fliegen mit einer Klatsche erledigen.
Ich hatte zuvor schon mal in Baseballspiel im Fernsehen hineingeschaut, doch mich nicht besonders begeistern koennen. Das Liveerlebnis ist nicht gerade besser. Irgendwie ist Baseball so ein "Nichtsport". Wer jemals die Atmosphaere eines Fussballstadions geschnuppert hat, wird sich wundern, wie es im Baseballstadium vor sich geht, denn eigentlich interessiert sich niemand so recht fuer das Spiel. Man isst Hotdogs, trinkt Bier, quatscht mit Freunden und schaut ab und zu auf das Spielfeld, wo weniger Bewegung stattfindet als auf den Raengen.
Und dann ist es irgendwann vorbei, man hat gerade sein Bier getrunken und die Anzeigetafel sagt einem, dass es 2:1 ausgegangen ist. Die Cyclones gewannen in einem Spiel ohne Hoehepunkte, doch dafuer hatte man ja das Feuerwerk. Und trotzdem, ich wuerde es jeder Zeit nochmal machen. Ist schliesslich ein real American experience.

Sunday, August 14, 2005


Mein erstes Baseball Spiel bei den... Posted by Picasa

Brooklyn Cyclones! Posted by Picasa

Saturday, August 13, 2005

Page 6

Es gibt in New York verschiedene "Institutionen", die man nur kennt, wenn man laenger hier lebt. Page Six ist so eine. Page Six? Ja, der Begriff allein sagt New Yorkern schon etwas. Dahinter verbirgt sich die "Tratschkolumne" der New York Post, die traditionell auf "page six", also der Seite 6 war, jedoch nun immer an verschiedenen Stellen in der Zeitung auftaucht. Der Name wurde jedoch beibehalten. Hier erfaehrt man den letzten Tratsch aus der Welt der Reichen und Schoenen (oder einfach schoen reichen), von Hollywood Sternchen bis hin zu Promiludern, hier werden sie erwaehnt. Und am Samstag schaffte es auch mein Kumpel Max auf Page Six (was wohl damit zu tun hatte, dass es nichts wirkliches zu berichten gab, aber warum auch nicht). Was er machte, um diese Ehre zu erhalten? Lest doch einfach selbst:
Forward reporter Max Gross crushed the competion in a "Ben Hur"-style harness race among horse-happy reporters at Monticello Raceway the other day. Mild-mannered Gross prevailed despite some serious trash-talking by NY1 entertainment reporter George "Eyebrows" Whipple and scribe-about-town Anthony Haden-Guest, who came in second and third, respectively. Another group of media types raced next, with Tara Lynn Wagner from RNN-TV besting the likes of Tom Farkas from NY1 and Adrian Berg from BusinessTalk Radio. The races, organized by equine-inclined p.r. man Jules Feiler, benefitted the National Prostate Cancer Coalition.
Gratuliere, Max, Du bist nun endlich ein Star am Himmel der Prominenten!

Thursday, August 11, 2005

Greencard

Meine Schreibpause kann in einem Wort erklaert werden: Greencardinterview. Dieses habe ich nun hinter mir, jedoch leider immer noch nicht die eigentlich Greencard. Doch wir kommen diesem Ziel immer naeher.
Das Interview muss gut vorbereitet sein. Man benoetigt nochmals beglaubigte Uebersetzungen und Kopien von Dokumenten, Indizien, dass man keine Scheinehe fuehrt und noch so einiges anderes. Und natuerlich hat jeder so eine Schauergeschichte, die man auf den Weg erzaehlt bekommt. Mein Rat: Glaubt nicht alles, was ihr hoert.
Nein, wir wurden nicht getrennt. Und nein, wir mussten auch nicht das Lieblingsparfum oder Schampoo des Lebenspartners, geschweige denn sexuelle Vorlieben aufsagen. Eigentlich ging alles ganz "zivil" von statten.
Unser Interviewtermin war um zehn, und wer mich kennt, weiss, dass ich immer gern ueberpuenktlich bin. Leider ist dies nicht angebracht, wenn man sich zur Immigrationsbehoerde begibt. Wir kamen in einem Wartesaal mit Hunderten von Menschen an, wurde kurzzeitig getrennt, konnten jedoch dann gemeinsam auf unseren Aufruf warten. Und das dauerte. Ja, selbst wenn man einen Termin hat, so ist es immer angebracht, ein bis zwei Stunden Mindestwartezeit einzuplanen.
Meine Immigration Lawyer teilte mir mit, dass der Interviewer eine Frau sein wird, da das fast immer so ist. Sie irrte sich, und dies war nicht der letzte Irrtum, denn wie sich rausstellte, fuellte sie auch ein anderes Formular, das wir vorzeigen mussten, falsch aus. Jedoch war der Officer relativ nett und aenderte das Formular, so dass wir nicht nochmal antreten mussten.
Und nun zu den Fragen, die man nach einem Schwur auf Gott ("Ich schwoere die Warheit zu sagen, so wahr mir Gott helfe") beantworten musste.
- Wann kamen Sie genau in den USA an?
Das Datum wusste ich genau, da es der Geburtstag von Lisa war und ich sozusagen eine Geburtstagsueberraschung war.
- Welchen Visumsstatus hatten Sie?
Da musste ich kurz schlucken, denn ich kam als Tourist in die USA, ohne die Intention zu haben, hier zu bleiben. Jedoch kam keine Folgefrage hierzu.
- Kennen Sie die Namen der Eltern Ihres Partners?
Ja, natuerlich, doch in der Nervositaet hatte ich fast den Namen von Lisas Mutter vergessen. Lisa war ganz schnell mit ihrem "Boris andMargarita", doch dann verdunkelte sich das Gesicht des Beamten.
"No. That's not correct." - Wie bitte? - "Who is Jose?" Ja, mein Vater ist eigentlich Jose Boris, aber niemand nennt ihn Jose. Das machte Sinn und die Antwort wurde akzeptiert.
- Hat Ihr Partner Geschwister, und wenn ja, nennen Sie deren Namen.
Auch kein Problem.
- Wann trafen Sie sich das erste Mal?
Kein Problem, schliesslich erinnere ich mich noch genau an den Tag, als Lisa mich interviewte.
Soweit zu den persoenlichen Fragen. Nun kamen Fragen, die nur an mich gestellt wurden. Hier nur die Highlights.
- Sind Sie Mitglied einer terroristischen Vereinigung?
- Waren Sie jemals Mitglied der kommunistischen Partei?
- Haben Sie vor, etwas gegen die Regierung der US zu unternehmen und/oder die Regierung der USA zu stuerzen?
Ich schaue mir das Foto von Praesident Bush und seinem Vertreter Dick Cheney an, denke mir meinen Teil, jedoch sage brav "no" und dann war es das auch.
Dachte ich mir zumindest.
- Wann hatten Sie das letzte Mal Fingerabdruecke abgegeben?
- Wie bitte?
- Wann wurden Ihre Fingerabdruecke aufgenommen?
- Letztes Jahr, als ich meinen Greencardantrag stellte.
- Ja, dann sind leider ihre Fingerabdruecke abgelaufen ("expired"). Um genau zu sein liefen Ihre Fingerabdruecke am 20. Juli ab.
Nach einem neuen Gesetz verfallen Fingerabdruecke nach 150 Tagen, jedoch hatte mir das niemand mitgeteilt. Das Resultat nun: Ich muss einen neuen Termin zur Abgabe von Fingerabdruecken haben.
Der Officer war jedoch nett und wollte mir helfen, einen schnelleren Termin zu bekommen, so dass ich bald meine Greencard haben kann, sofern meine Fingerabdruecke mich nicht als Terroristen identifizieren. Ich komme also dem Ziel immer naeher, so langsam wie sicher.