Thursday, May 11, 2006

Angela Merkels Rede auf dem Gala Dinner des AJC

I am delighted and honored to be able to celebrate with you the one hundredth anniversary of the American Jewish Committee. I know that it is anything but a matter of course for a Chancellor of the Federal Republic of Germany to be invited to address you here tonight.In only a few days from today, next Monday, on 8th May, 61 years ago the Second World War ended and the world was liberated from the reign of terror imposed by National Socialism. We shall never forget that also and in particular soldiers of the United States of America gave their lives for this great cause. Their dedication, as indeed the dedication of the Allies, commits us, for the present and for the future, to work for peace in freedom, human rights and democracy. These are the values that guide us and that we shall do our utmost to stand up for. Allow me, if I may, to continue in my mother tongue.Meine Damen und Herren, seit 100 Jahren ist das American Jewish Committee auf besondere Weise mit Deutschland verbunden. Es waren 1906 auch in die USA ausgewanderte deutsche Juden, die das AJC gründeten. Es war das AJC, das als erste jüdische Organisation nach der Shoa den Kontakt mit Deutschland suchte. Diese Hoffnung, dieses besondere Vertrauen in ein demokratisches Deutschland, das seinen Ausdruck auch in der Einladung an mich als deutsche Bundeskanzlerin heute Abend bei Ihnen findet, erfüllt uns und - ich sage das ganz persönlich - mich mit großer Dankbarkeit.Meine Damen und Herren, die Nationalsozialisten wollten jüdisches Leben auf schrecklichste Art und Weise vernichten. Vertreibung und Ermordung der Juden haben Millionen Familien auseinandergerissen oder zerstört. Bis heute wirkt die Shoa grausam nach. Es gibt kaum eine jüdische Biografie - wo auch immer auf der Welt -, die hiervon verschont blieb. Deutschland hat sich durch das Verbrechen des Nationalsozialismus eines wichtigen Teils seiner eigenen kulturellen und intellektuellen Identität beraubt. Mit den Opfern verschwanden jüdische Kultur und Tradition, Riten und Gebräuche, Wissen und Kunst. Vieles ist unwiederbringlich.Umso wichtiger ist, dass wir das, was erhalten ist, bewahren und pflegen, und dass wir das fördern, was an Neuem entsteht. Das Jüdische Museum in Berlin zeichnet die Geschichte der Juden in Deutschland nach. Das Holocaust-Mahnmal im Herzen unserer Hauptstadt, in Berlin, direkt am Brandenburger Tor, erinnert an die moralische Katastrophe unserer Geschichte.Für uns Deutsche ist und bleibt es Verpflichtung, jeder Form von Antisemitismus, von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entschlossen entgegen zu treten. Diese Verpflichtung muss sich im Alltag bewähren - durch staatliches Handeln und durch Zivilcourage jedes Einzelnen. Dieser Aufgabe hat sich auch der am vergangenen Sonntag viel zu früh verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, verschrieben. Paul Spiegel hat gemahnt, wo viele stumm blieben. Er hat sich damit um Deutschland verdient gemacht.Heute dürfen wir mit großer Freude erleben, dass in Deutschland wieder jüdische Schulen und Kindergärten gegründet, Synagogen gebaut und im kommenden September in Dresden erstmals nach 1945 wieder Rabbiner ordiniert werden. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist heute die drittgrößte in Europa. Die Integration von mittlerweile über 200.000 Zuwanderern stellt die kleinen jüdischen Gemeinden in Deutschland vor große Herausforderungen. Es sind Herausforderungen, bei deren Bewältigung die Bundesregierung und die Bundesländer vielfältige Unterstützung leisten. Die wichtigste Integrationsleistung aber, die beharrliche Arbeit mit den neuen Mitgliedern, erbringen die jüdischen Gemeinden selbst. Sie werden hierbei auch vom American Jewish Committee aktiv unterstützt.Meine Damen und Herren, mit der Eröffnung des Berliner Büros vor acht Jahren, das durch die großzügige Unterstützung von Lawrence und Lee Ramer, die heute Abend unter uns sind, ermöglicht worden ist, hat das American Jewish Committee ein klares und großartiges Zeichen für sein langfristiges Engagement in Deutschland gesetzt. Ich möchte hier nur zwei Beispiele von vielen nennen: zunächst die intensiven Austauschprogramme, mit denen Tausende Amerikaner Deutschland kennen gelernt und eine große Anzahl Deutscher jüdisches Leben in den USA erlebt haben. Ich möchte auch den herausragenden Beitrag erwähnen, den das AJC zur OSZE-Antisemitismus-Konferenz 2004 in Berlin geleistet hat. Herzlichen Dank!Meine Damen und Herren, seit über 50 Jahren ist das American Jewish Committee für uns Deutsche ein wichtiger Partner im Dialog mit dem amerikanischen Judentum und in den transatlantischen Beziehungen. Wir sind uns mit unseren Partnern in den USA einig - das haben meine Gespräche mit dem Präsidenten und den amerikanischen Wirtschaftsführern gestern und heute erneut bestätigt -, dass wir unsere Zusammenarbeit weiter verstärken. Die transatlantische Partnerschaft gründet auf gemeinsamen Werten, auf sehr ähnlichen Interessen und auf gemeinsamen historischen Erfahrungen. Wir werden uns mit unseren Partnern in Europa und den USA auch künftig aktiv für Frieden in Freiheit, für Demokratie und Menschenrechte in der Welt einsetzen. Dies gilt insbesondere auch für die Region des Nahen Ostens.Das American Jewish Committee engagiert sich intensiv für Israel, und, meine Damen und Herren, gerade vor diesem Forum möchte ich unterstreichen: Das entschiedene Eintreten für das Existenzrecht Israels und für das Recht seiner Bürgerinnen und Bürger, in sicheren Grenzen und im Frieden mit seinen Nachbarn zu leben, ist eine unverrückbare Konstante deutscher Außenpolitik aller Bundesregierungen. Dies war und ist, wie ich weiß, auch ein persönliches Herzensanliegen des früheren Bundesaußenministers Joschka Fischer und des früheren Bundesinnenministers Otto Schily, die beide hier sind, worüber ich mich freue, und die ich grüßen möchte.Meine Damen und Herren, das Existenzrecht Israels darf niemals in Frage gestellt werden. Deshalb ist es für jede deutsche Bundesregierung auch unerträglich und nicht hinnehmbar, wenn der iranische Staatspräsident genau dieses Existenzrecht Israels in Frage stellt. Während meines ersten Besuchs als Bundeskanzlerin in Israel im Januar habe ich die Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Wer die Eindrücke dieses Ortes an sich heranlässt, der verneigt sich in Scham vor den Opfern der Shoa, und der weiß um die Verantwortung, die für die Zukunft daraus erwächst.Umso beeindruckender ist, mit welcher Offenheit und Freundschaft, aber auch mit welchen großen Erwartungen die Menschen in Israel Deutschland gegenüberstehen. Das erfüllt mich mit großer Freude. Aber es ist zugleich auch eine enorme Verantwortung. Ich möchte Ihnen sagen: Mein Land, Deutschland, wird alles daran setzen, dieser Verantwortung gerecht zu werden.Das vordringliche Ziel unserer Politik im Nahen Osten ist deshalb ein gerechter und dauerhafter Frieden. Die Israelis haben mit ihrer Wahlentscheidung im März gezeigt, dass sie einen Kurs des Ausgleichs und des Friedens wünschen. Der berechtigte Wunsch des palästinensischen Volkes, in einem eigenen Staat zu leben, kann aber nur in Frieden mit Israel Wirklichkeit werden. Deshalb bedaure ich es sehr, dass die von der Hamas geführte palästinensische Regierung sich weiterhin nicht dazu bekennt, diesen Weg gemeinsam mit Israel und der internationalen Gemeinschaft zu beschreiten. Unabdingbare Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden sind die unmissverständliche Anerkennung des Existenzrechts Israels, ein Gewaltverzicht und die Einhaltung aller bisherig getroffenen Vereinbarungen. Die Entscheidung liegt bei der Hamas, die die Konsequenzen ihrer Politik letztlich gegenüber dem palästinensischen Volk verantworten muss.Meine Damen und Herren, zweifellos ist das iranische Nuklearprogramm für uns Anlass zu allergrößter Besorgnis und zu gemeinsamen internationalem Handeln. Es muss - darüber sind sich glücklicherweise viele einig - verhindert werden, dass der Iran in den Besitz von Atomwaffen kommt. Von entscheidender Bedeutung ist in der jetzigen Situation die Entschlossenheit des internationalen Vorgehens, die nur durch Geschlossenheit ihre Wirkung entfalten kann. Deutschland wird seinen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen.Meine Damen und Herren, der Terrorismus ist die große Bedrohung des 21. Jahrhunderts, vor der die freiheitlichen demokratischen Staaten stehen. Ich persönlich halte diese Bedrohung für schwieriger und essenzieller als die des Kalten Krieges, weil wir es mit Gegnern zu tun haben, die die Würde des Menschen nicht achten, und die ihres eigenen Lebens auch nicht. Deshalb bedroht der internationale Terrorismus uns alle - Amerikaner und Deutsche, Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen, Arm und Reich. Kein Staat kann die Bedrohung des internationalen Terrorismus alleine abwehren. Auch dafür müssen Europa und Amerika zusammenstehen. Das gilt für die Regierungen, aber wir sind dabei auch auf die Bürgerinnen und Bürger angewiesen, für die Frieden in Freiheit, Demokratie, Humanität und Toleranz Leitlinien ihres eigenen Engagements sind.Das American Jewish Committee ist ein solcher beispielhafter Akteur. "You have to light the Future" ist Ihr Motto nach 100 Jahren erfolgreichen Wirkens, ein Motto, das die Aufgabe für die Zukunft bereits heute beschreibt. Ich bin sicher, dass das American Jewish Committee auch weiterhin Brücken bauen wird, Impulse geben wird und durch das Zeugnis seiner Mitglieder und aller, die sich seinen Zielen verbunden fühlen, in die Welt hinein wirken wird. Ich wünsche dem American Jewish Committee, den Menschen, die es prägen, seinen Mitgliedern, Freunden und Unterstützern für diese Arbeit viel Erfolg, und ich gratuliere von ganzem Herzen dem AJC zu seinem 100. Geburtstag!

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Iran ist genauso ein genauso wenig aggresives Land wie die Bundesrepublik Deutschland. Man soll nicht das Trauma der Iraner vergessen: 10 Jahre Kriege gegen den Irak , der damals von den USA aufgerüstet wurde.


www.vaterlandslose-gesellen.de

Friday, 02 June, 2006  

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