Sunday, January 15, 2006

French Fries

Das Wetter spielt momentan verrueckt. Am Freitag noch war es fruehlingshaft warm. Um die 15 Grad Celsius, die Sonne schien fast den ganzen Tag und abends lud die milde Atmosphaere zu einem Spaziergang ein. Gestern regnete es fast ununterbrochen bei etwa 10 Grad, und als ich heute morgen nach nur sechs Stunden Schlaf aufwachte, lag draussen Schnee!
Der Wetterumschwung hat den Regen von gestern gefrieren lassen, so dass man auf spiegelglatten Wegen wandeln muss, wenn man wie ich die Sonntagszeitung abholen will. Doch als ich am Zeitungskiosk ankam, wurde mir mitgeteilt, dass der Lieferant heute nicht nach Sunnyside kommt und es daher auch keine New York Times gibt. Also wieder nach Hause schlendern.
So verrueckt wie das Wetter erscheinen mir auch manchmal die Franzosen. Am Freitag nutzten wir den Ein-Tag-Fruehling und machten uns einen franzoesischen Abend in der Lower East Side. Zunaechst gingen wir in ein franzoesisches Restaurant (Le French Restaurant) und dann in einen franzoesischen Film ("Cache" mit Juliette Binoche). Ich denke, dass das Restaurant auf die "auf keinen Fall hingehen" Liste gesetzt werden muss. Zunaechst die positive Sicht: Das Restaurant war nett eingerichtet, die Preise moderat und der Service recht schnell. Nun die andere Sicht: Das Essen war geschmackneutral, die Bedienung eingebildet und das ganze doch insgesamt zu arrogant. Franzoesisch nett man das wohl. Konkret: Der Kelner sprach mit einem Franzoesisch, obwohl er Englisch konnte (soll wohl "kultiviert" klingen), dass Essen schmeckte nach nichts (und von wegen franzoesische Kueche, es gab Sandwiches und Burgers) und der Hoehepunkt war, dass es keinen Ketchup fuer die "French Fries" (Pommes) gab, obwohl anscheinend so gut wie jeder da nach fragte. "Maaee noooon!" hiess es da, was auf frankoamerikanisch "aber nein" heisst.
Ich frage mich immer, welche andere Nation auf der Welt sich so etwas leisten wuerde. Man stelle sich ein deutsches Restaurant vor, in dem die Kelner Pseudo-Deutsch reden, oder ein griechisches Restaurant mit griechisch sprechenden Kelner (Griechenland koennte man zumindest als Wiege der europaeischen Kultur sehen). In jeder anderen Sprache wuerde man den Kelner fuer ungebildet und dumm halten, aber auf Franzoesisch soll das Kultur vermitteln.
Aehnlich enttaeuschend war auch der Film. Es gab zwar allerseits gute Kritiken, und schlecht war der Film nicht, doch ein Problem hatte er. Es wurde zu viele Fragen aufgeworfen, jedoch keine beantwortet. Wahrscheinlich ist so auch das richtige Leben, aber wenn ein Film als Kunstform gesehen werden soll, dann ist wohl die Kunst, die verschiedenen Faeden zusammenzubringen. Ein guter Thriller lebt davon, dass man auch eine gute Aufloesung bieten kann. In "Cache" findet man nur so lange Spannung, solange es eine mysterioese Angelegenheit (Videokassetten, die anonym zugesendet werden) gibt, doch dann wechselt die Erzaehlung vom Thriller zur franzoesischen Auseinandersetzung (sprich: Schuldkomplex) um den eigenen Umgang mit der Kolonialzeit und auch ein indirektes Statement gegen die Politik Israels wird eingebaut (Franzosen lieben es, ihre eigene Schuld auf Israel zu projezieren).
Aber genug von dem Film, genug von den Franzosen, dessen beruehmte "French Fries" (die "deutschen" Pommes) eigentlich aus Belgien sind. Lang leben die Freedom Fries und ich habe jetzt Fruehstueck, auch ohne Zeitung.

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