Friday, December 23, 2005

Rente

Die U-Bahnen rollen wieder. Der Streik ist vorerst beendet und niemand hat gewonnen, oder anders gesagt, alle nicht Beteiligten wurden zwangslaeufig zu Beteiligten und waren die einzigen Verlierer in diesem Machtkampf.
Grund fuer das Streikende war wohl nicht, dass man zur Vernunft kam, sondern eher, dass man nicht Pleite sein wollte. Verwirrt? Hier die Erklaerung. Der Streik war illegal und die Gewerkschaft der Transit Worker muss pro Streiktag eine Strafe von 1 Million Dollar zahlen (nichts im Vergleich zu dem Einnahmeausfall von zirka 400 Million pro Tag). Da die TWU (Transit Workers' Union) nur knapp drei Millionen auf dem Konto hat, musste man enden und verhandelt nun auch darueber, ob die Strafe erlassen wird, da man ja kooperieren will.
Wie kann ein Streik illegal sein? In New York sind die Transit Arbeiter angestellte der Stadt ("Beamte" - und die duerfen in Deutschland auch nicht streiken), d.h. sie verdienen ueberdurchschnittlich gut und haben bestimmte Privilegien wie etwa eine bessere Altersversorgung. Nur ein Beispiel: Das Anfangsgehalt fuer einen Bus- oder U-Bahnfahrer ist knapp 60.000 Dollar. Hier im Museum verdient der Manager of Curriculum, also die Person, die sich um Erziehungsprogramme kuemmert, etwa 40.000 Dollar. Es lohnt sich also, fuer die MTA, New Yorks oeffentlichen Personennahverkehr, zu arbeiten. Bewerbt Euch also hier.
Doch worum ging es ueberhaupt? Warum streikte man? So verrueckt es klang, es ging um Rente. Momentan ist das Rentenalter 55, was ueberdurchschnittlich niedrig ist, doch die Gewerkschaft will das Rentenalter auf 50 herabsetzen!
Nein, natuerlich gibt es auch einige andere kleinere Streitpunkte, aber dieser Punkt war fundamental, und laecherlich! Und noch laecherlicher war der Vergleich des Gewerkschaftsbosses seiner Position mit Rosa Parks, einer Leitfigur der schwarzen Buergerrechtsbewegung. Wenn man keine besseren Argumente hat, dann macht man eben eine rassistische Streitfrage daraus, um an das schlechte Gewissen des weissen Amerikas zu appelieren, und ignoriert dabei, dass vor allem die aermsten New Yorker, die am weitesten von Manhattan wohnen, am staerksten von dem Streik betroffen waren. Teilweise mussten sie 6 Stunden zu Arbeit wandern, wenn sie ueberhaupt arbeiten konnten. Und wer nicht arbeitet, der wird nicht bezahlt, muss aber trotzdem die alltaeglichen Rechnungen bezahlen.
Keine Gewinner, nur Verlierer. Und ich bin reif fuer die Rente, doch da ich nicht fuer die MTA arbeite, wird das wohl noch dauern, bis ich sie bekomme.

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