Wednesday, October 12, 2005

Restrospektive

Meine Freundin Mona traf meine Eltern in Budapest letzte Woche, und wie ich von alles Seiten hoerte, hatte sie eine Menge Spass, unter anderem mit einem "Nachspiel" meines Hochzeitsantrages an Lisa. Da Mona so viele Fragen an mich hatte (ueber mein Leben in New York u.a.) habe ich ihr eine lange E-Mail geschrieben, in der ich ein wenige meine nun zwei Jahre Amerika Revue passieren liess. Ein paar Gedanken hierzu nun auch in der Blog (und ich hoffe, Mona wird die nun regelmaessiger lesen).
Als ich 2003 in aller schnelle nach New York zog, war ich doch ziemlich naiv. Nach drei Jahren EUJS war es ganz gut, endlich mal zu verschnaufen. Aber irgendwie ist es gar nicht so schlecht, einen "geregelten" Tagesablauf zu haben. Und New York ist zwar am Anfang aufregend, aber wenn man weiss, dass man nicht reisen darf, dann fuehlt man sich selbst in so einer grossen Stadt schnell beengt.
Es dauerte fast sechs Monate, bis ich eine Arbeitsgenehmigung bekam. Einen Job hatte ich jedoch schon vorher arrangiert. Und auch wenn ich manchmal denke, dass der Job im Museum weit unter meinen Moeglichkeiten ist, so mag ich die Arbeitsatmosphaere und Mitarbeiter. Gerade wenn ich sehe, wie andere in ihren Jobs leiden, bin ich immer froh, in einer "familiaeren" Atmosphaere zu arbeiten.
Ach ja, und da ist noch mein anderer Job, aber davon hier diesmal nichts (Veraenderungen hier sind schon am Horizont).
Hauptproblem in New York: Die Stadt ist wirklich wunderbar, aber das alltaegliche Leben ist sehr schwer. Man arbeitet viel, hat eine geringe Lebensqualitaet, doch insgesamt liebt man es hier. Und da das eigene Apartment immer der Ort ist, an dem man sich zurueck zieht, hat man selten (sprich: so gut wie nie) Freunde zu besuch, haengt nicht in der Kueche zum gemeinsamen Kochen rum oder goennt sich ein Bierchen nach der Arbeit. Hinzu kommen natuerlich die Distanzen. Oft braucht man zwei Stunden, um von A nach B zu kommen. Und wer will schon Freunden zumuten, zwei Stunden bis nach Queens zu kommen, um gemeinsam zu Essen? Nun ja, ich wuerde es, aber leider ist das nicht die Art, wie New Yorker denken. Mit anderen Worten: Kommt nach Queens!
New Yorker treffen sich also lieber auf "neutralen" Boden. In New York sind das Restaurants. Und es gibt wirklich gute (und nicht immer teure) Restaurants in New York. Man findet hier alles. Von koreanisch bis georgisch. Und viele Restaurants, besonders in den sogenannten "ethnischen Nachbarschaften" sind sehr erschwinglich. Trotzdem bin ich kein grosser Freund von Geburtstagsfeiern in Bars oder Restaurants, auch wenn es bei der groesse von New Yorker Apartments verstaendlich ist. Trotzdem, auf "netralen" Boden fehlt jegliche "familiaere" Atmosphaere. Und Alkohol ist im prueden Amerika sehr teuer ist. Das billigste Bier kostet hier etwa $5!
Mein bester Freund hier (abgesehen von Lisa, natuerlich) ist ein Ire, der eine Woche nach mir nach Amerika ausgewandert ist (er gewann eine Greencard in der Lotterie) und mich in die Welt der Blogger eingefuehr hat. Anfangs haben wir noch viel gemeinsam unternommen, aber nun sind wir beide zu Arbeitstieren geworden.
Ist es nicht bezeichnend, dass mein bester Freund hier ebenfalls Europaer ist? Dazu vielleicht ein anderes mal...
Zurueck zu New York. Interessanterweise arbeitet nun eine Freundin von mir aus Frankfurt ebenfalls im Museum. Wir sprachen heute darueber, wie kompliziert es ist, hier einen Telefonanschluss (... ja, beschwert Euch nie wieder ueber die Telekom) zu bekommen und wie veraltert das Banksystem ist. Auch wenn man im Weltfinanzzentrum ist, wenn es um den kleinen Mann geht, dann ist das Leben hier kompliziert, sei es ein Telefonvertrag, der Lebensmitteleinkauf oder (Gotte behuete) ein Doktorbesuch (und viele haben hier nicht mal eine Krankenversicherung). Die traurige Wahrheit ist, dass vieles hier wie in der Dritten Welt erscheint, besonders wenn man nicht reich ist.
Mein Leben ist also wesentlich ruhiger geworden. Ich arbeite und bin dann froh, zu Hause zu sein und nichts zu tun. Lisa ist da eher unternehmungslustiger. Sie will immer etwas machen. Also "draengt" sie mich ins Kino, oder zu irgendwelchen Events. Und da gibt es viele im Big Apple.
Doch das Problem ist, dass man staendig erschoepft ist. Oder ich zumindest. Lisa versucht mich ja davon zu ueberzeugen, dass ich ins Fitnesstudio gehen soll, wie es viele New Yorker machen, damit ich mehr Energie habe. Doch ich denke, ich bin dafuer zu "europaeisch" ;)
Zur staendigen Erschoepfung, die mit Reizueberflutung und viel zu vielen Menschen zu tun hat, kommt noch, dass die Stadt kaum Plaetze hat, an denen man sich hinsetzen und verschnaufen kann. Es ist nicht so wie in Paris, wo man viele Plaetze und Parks hat. Hier gibt es nicht mal Baenke auf den Buergersteigen. Man will sicher sein, dass die Menschen staendig in Bewegung sind. Gerade fuer aeltere Leute ist dies ein Alptraum.
Und ein Picknick mit Baguette, Kaese und Wein ist nicht moeglich, da man keinen Alkohol in der Oeffentlichkeit konsumieren darf... aber ich weiss zumindest einen Ort, an dem man gute Baguettes bekommen kann.
Und trotzdem liebe ich New York. Es ist halt die Stadt der unbegrenzten Moeglichkeiten. Manchmal denke ich sogar, dass es hier einfacher ist als in Deutschland, wo oft sehr engstirnig gedacht wird. Man hat gute Ideen, doch scheitert an der konservativen Haltung von Organisationen und Offiziellen. Hier kann jeder machen, was er will, solange er niemanden anderen damit einschraenkt. Und das macht die Stadt gerade so attraktiv.
New York ist vieles. Hier gibt es ein koreanisches Viertel, mindestens drei Chinatowns, Little Warsaw und Klein Moskau, ein indisches Viertel, das schwarze Harlem, das arabische Viertel von Brooklyn, Hassidische Williasmburg... Es gibt also so viele Parallelwelten, die wie in einem Experiment auf eine Insel gepfercht werden, und die mit einander auskommen muessen. Das ist einzigartig. Und nur hier kann man wahrscheinlich einen Beastie Boy in einem billigen Thairestaurant mit Familie treffen, oder ploetzlich bei Paul Auster im Wohnzimmer sitzen. Und das ist es machmal wert, Stunden in der U-Bahn zu verbringen.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

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Friday, 14 October, 2005  

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