Friday, June 09, 2006

Israel Parade auf der Fifth Avenue

In der heutigen Ausgabe des Forward finden sich (wenn ich mich nicht verzaehlt habe) acht Bilder von mir, darunter auch eines auf der Titelseite. Ich habe vergangenen Sonntag fuer den Forward die Salute to Israel Parade fotografiert.
New York ist bekannt fuer seine vielen Paraden, darunter die farbenfrohe Thanksgiving Day Parade und natuerlich die Mermaid Parade in Coney Island. Aber auch fast jede ethnische oder kulturelle Gruppe hat ihre eigene Parade, so ist die Columbus Day Parade die Parade der Italo-Americans, dann ist da die beruechtigste Puerto Rican Day Parade, der Cinco de Mayo ist der Tag der Mexican Americans, und seit nun mehr 42 Jahren gibt es die Salute to Israel Parade.
Diese Parade ist einzigartig in der Welt, und wo, wenn nicht in New York, der Heimat der weltgroessten juedischen Diaspora, kann es so etwas geben? Auch wenn es eine Parade in Solidaritaet mit Israel ist, so ist es doch vielmehr. Die Salute to Israel Parade ist eine Parade, in der sich die juedische Diaspora selbst feiert.
Ich war also gespannt auf die Parade, und war dann doch ein wenig enttaeuscht. Hauptsaechlich sieht man Schulklassen, die auf der Fifth Avenue prozessieren, umjubelt von Bekannten. Es ist eher ein Sehen und Gesehen werden fuer die ganze Familie. Nachbarn treffen sich, Mitglieder aus den verschiedenen juedischen Gemeinden, aber fuer “Aussenstehende” ist dies nicht unbedingt interessant. Ab und zu finden sich dann doch Prominente wie etwa Dr. Ruth oder Shmuel Boteach auf den Paradezuegen. Alles hatte die Atmosphaere eines friedlichen, aber langweiligen Karnevalsumzuges.
Aber dann machte ich mich auf, das zu erkunden, was “hinter den Kulissen” stattfand, denn eine Parade in Solidaritaet mit Israel zieht auch allerlei seltsame Gruppen an. Auf Hoehe der 72. Strasse traf ich ploetzlich auf eine Gruppe der Jews for Jesus, die die anwesenden Juden gleich mal zum Christentum missionieren wollten. Nach einem kurzen Gespraech mit einer Frau, die ein Schild mit der Aufschrift “Werde noch juedischer, liebe Jesus” in der Hand trug, erkannte ich, dass viele dieser Jews for Jesus – zumindest die juedischen – Russen waren, die anderen christliche Missionare. Ein paar Blocks weiter fand ich einen Prediger, der davon sprach, dass man in die Hoelle komme, wenn man Jesus nicht anerkenne. Die meisten ignorierten diesen “Spinner”, mich schuechterte dieser religioese Fanatismus jedoch ein.
Gegenueber dem Plaza Hotels schrien islamische Fundamentalisten “Am Yisroel Die”, die Schilder trugen mit Aufschriften wie “Gott wird einen Atompilz nach Israel schicken” und anderen “Solidaritaetsbekundungen” mit Iran. Direkt daneben stand Neturei Karta, eine ultraorthodoxe, antizionistische, juedische Sekte, die das Recht Israels aus ihren ideologisch-religioesen Gruenden nicht anerkennt (sie glauben, dass nur der Messias Israel gruenden kann) und auf der anderen Strassenseite Siedlergruppen und andere rechtsextreme Juden. Oy vey!
Auf dem Weg zum anschliessenden Israel Day Concert im Central Park traf ich noch auf die Jewish Defense League, eine andere kontroverse Gruppe, und das Konzert schien fest in der Hand der Siedlergruppen zu sein, die die Aufloesung von Siedlungen in Gaza mit Nazimachenschaften verglichen.
Seltsam, dass neben einer friedlichen Parade mit Picknickatmosphaere so viel schmutzige Politik betrieben werden kann. Auch wenn das nur wenige taten, so hinterliess es doch einen faden Beigeschmack. Und trotzdem, was man am Ende in Erinnerung hat ist nicht Neturei Karta fuer den Messias betend, sondern Dr. Ruth lachend und tanzend.

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