Monday, June 27, 2005

Freaks, Fromme und Freibad

Das Wochenende war mal wieder so abwechslungsreich wie es nur in New York sein kann. Am Samstag begaben wir uns nach Coney Island, um die Mermaid Parade zu sehen. Diese Parade ist eine Ansammlung von Leuten, die es eigentlich gar nicht gibt, und in bester Coney Island Tradition sammeln sich die "Freaks". Was vor Jahren ein Insidertipp war, ist mittlerweile zur Touristenattraktion geworden, und da Bilder mehr sagen als tausend Worte, schaut einfach selbst. Wir trafen zufaellig oder beabsichtigt auch einige unserer Freunde in Coney Island, so etwa Lisas Schwester Amy und ihren Freund Isak, mit denen wir in Brighton Beach, dem Little Odessa oestlich von Coney Island, russisch essen gingen, bevor wir Richtung Harlem aufbrachen, wo Freunde von uns ihren Abschied von New York feierten. Fast zwei Stunden dauert die Fahrt von Brighton nach Harlem, und dann gegen ein Uhr morgens - nach einer spassigen Party mit Barbecue - zurueck nach Queens. Das haette normalerweise auch wieder eine Stunde gedauert, aber Anthony bestand darauf, ein Taxi zu nehmen und uns einzuladen. Danke, Anthony!
Trotz, oder gerade wegen so vieler Freaks und Alkohol war ich am Sonntag relativ frueh wach und machte mich neugierig auf den Weg zu Billy Graham. Billy Wer? Ja, gehoert hatte ich von dem auch noch nicht, aber seit Wochen ist New York mit Werbepostern bombadiert. Graham ist einer dieser Evangelisten - oder mit anderen Worten religioesen Fundamentalisten - die es ja auch noch in diesem Lande gibt, jedoch "Gott sei Dank" nicht in New York. Da New York sowie so ein gottloses Sodom und Gomorrha ist (und nach der "Mermaid Parade" kann man das irgendwie auch glauben), rief Graham zu einen Kreuzzug ("Crusade") auf. Ja, das alles klingt sehr erschreckend, und so war es irgendwie auch.
Ich war auf jeden Fall neugierig auf dieses "Kontrastprogramm" und da Lisa und all ihre Freunde mich fuer verrueckt erklaerten, machte ich mit allein auf den Weg nach Flushing Meadows. Es schien, dass Billy vor allem "Minderheiten" anzog, viele Latinos, Schwarze und auch einige Koreaner, sein Hauptklientel waren jedoch weisse stereotypische Amis, die - dem Akzent nach zumindest - nicht aus New York waren. Der Kreuzzug war eher ein "Rockkonzert" mit Buechertischen und Volksfeststimmung. Ich glaube, diese Art von Gehirnwaesche verlaeuft etwa so wie ich mir die Atmosphaere auf einem Naziparteitag in den 30ern vorstelle.
Ich verliess dieses Volksfest nach einer Stunde wieder und wollte meine Suenden im Freibad mit Lisa reinwaschen, doch unsere geniale Idee, ins Freibad von Astoria zu gehen, fiel alles andere als buchstaeblich ins Wasser. Als wir beim Freibad ankamen, waren etwa 1.000 Menschen in der Warteschlange. Ja, das alte Problem mit New York: Too much, too many people, too much. Aber es gibt ja bestimmt etwas anderes zu tun.

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