Monday, June 13, 2005

Eine Taxifahrt mit dem Rabbi

Ich sitze im Taxi von Sunnyside nach Greenpoint. Als ich auf das Namensschild meines Fahrers schaue, stelle ich erstaunt fest, dass sein Vorname "Rabbi" ist. Der Nachname klingt indisch.
"Where are you coming from?" frage ich ihn. Aus Bangladesch, ist die Antwort. "And you?" - "Germany," antworte ich. Das ist ein schoenes Land. Sein Cousin hat dort studiert. In Bonn. Schoene Landschaften, gutes Essen, freundliche Menschen. "Have you been there?" Nein, aber sein Cousin hat ihn davon erzaehlt. Warum ich denn aus Deutschland nach Amerika gekommen waere. Der Liebe wegen. Das ist ein guter Grund, aber er habe gehoert, dass die deutschen Frauen was ganz besonderes seien. "Kann schon sein, aber will man nicht immer das haben, was man nicht hat?" Er lacht. Wo ich lebe? Ach, ich ziehe nach Sunnyside um. Das ist eine gute Gegend. Er wohnt in Woodside (noerdlich von Sunnyside). Da ist es auch gut. Und gutes Essen gibt es da. Ueberhaupt, New York sei ein guter Ort fuer Immigranten. Hier kann man sich ein paar Jahre orientieren und dann woanders hin ziehen, ein Haus kaufen und eine Familie gruenden. Ja, New York ist ein guter Ort fuer ein paar Jahre. Wieviel Jahre er denn in New York waere? Fast 15. Also doch nichts aus dem Haus und der Familie geworden. Na ja, manchmal bleibt man eben haengen. Aber ist er denn zufrieden. Er zoegert einen kurzen Moment. Ja, eigentlich schon. Wir sind in Greenpoint angekommen. Knapp zehn Dollar fuer die Fahrt und die Gesellschaft. Da kann man nicht klagen. Zum Abschluss segnet er mich. Moege mein Umzug gut klappen, und dass alles mit mir und meiner Frau in Ordnung sei. Danke, Rabbi. Ich verabschiede mich... und stelle fest, dass ich ganz vergessen habe, ihn zu fragen, ob der Name Rabbi etwas bedeutet oder ob er typisch fuer Bangladeschi ist. Was bleibt ist nur die Erinnerung an eine Taxifahrt mit dem Rabbi.

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