Sunday, November 13, 2005

Florida

Wir sind momentan in Florida. Lisas Grosseltern vaeterlicherseits haben 60. Hochzeitstag und daher sind ihre drei Kinder samt Anhang nach Florida gekommen.
Florida klingt natuerlich gut, jedoch sind wir hier im amerikanischen Nichts gelandet. Der Ort heisst Boynton Beach und besteht lediglich aus kleinen charakterlosen Ansiedlungen, die so etwas wie Flachdachreihenhaeuser fuer Rentner sind (Mindestalter 65), oder aus sogenannten strip malls, Einkaufszentren, die entlang der Autobahn gebaut sind. Ohne Auto ist man ein Gefangener im Nichts, und auch mit Auto ist es nicht viel besser. Aber da ist ja noch der Strand. Eine Viertel Stunden im Auto, und man ist da. Und endlang des Strandes finden sich Villen mit Limosinen und teuren Sportwagen. Wie ueberall gibt es hier auch die zwei Parallelwelten (oder wahrscheinlich gibt noch es noch mehr als zwei), die sich kaum beruehren.
Und auch wenn es auf den ersten Blick keinen besonderen Grund gibt, nach Boynton Beach zu kommen (ausser Familienbesuchen natuerlich), ist es voll hier. Viele Rentner von allen Ecken der USA, und eben viel Familie, die diese Rentner besuchen kommt. Doch da es kein Ballungsgebiet (sprich: Stadtzentrum) gibt, ist alles verteilt, verteilt auf der Autobahn, die voll ist wie in jeder Grossstadt, auch wenn wir im amerikanischen Nichts sind.
Der Flug von New York war ausgebucht, und so auch die meisten Hotels, so dass wir im Holiday In Express landeten, und dort lief so ungefaehr alles schief, was schief laufen kann. Das Zimmer war zunaechst nicht fertig, als wir ankamen, dann vergass man uns vollkommen, auch wenn wir in Sichtweite warteten, dann war unser Nichtraucherzimmer voller Zigarettengestank, so dass wir das Zimmer wechseln wollten, doch da noch kein anderes Zimmer frei war, baten wir darum, uns einzuchecken, und wenn wir von den Grosseltern wiederkommen, wuerden wir unser Gepaeck ins Zimmer bringen, doch als wir abends wiederkamen, hatte man uns wieder vergessen und es hiess zunaechst, kein Zimmer waere frei, und dann hatte man nicht unseren Bettwunsch... Nicht empfehlenswert.
All das geschah, waehrend auf dem oeffentlichen Computer jemand im Internet nach Pornographie surfte. Als ich diesen jemand boese anschaute (was mehr mit der Hotelzimmersituation zu tun hatte, als mit seinem privaten Exkursionen), verschwandt diese Gestalt ganz schnell. Genervt von all der Unfaehigkeit der Hotelangestellten sagte Amy, Lisas Schwester, zu der Frau an der Rezeption: "... und ihr solltet auch Eurer Internet blockieren, denn hier schauen sich fremde Maenner Pornographie an!" - "Schon wieder?!" sagte darauf die Frau, offensichtlich beschaemt, dass dies nicht das erste Mal war. Und siehe da, Amy bekam die executive suit. Es geht also doch! Man muss in Amerika halt immer mit Sex arbeiten, um ans Ziel zu kommen.

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